Rede der Fuxenkneipe zum Thema „Social Networks“

20. Jul. 2011 | von | Kategorie: Aktuelles, Akademisches

Rede von Fux Betty anlässlich der Fuxenkneipe im Sommersemester 2011

Nochmals möchte ich euch alle recht herzlich willkommen heißen und freue mich, dass wir hier so zahlreich zusammen gekommen sind – und das ganz ohne Facebook-Einladung – da hätten wir hier ansonsten vielleicht noch ein Platzproblem bekommen…viele Grüße übrigens von Tessa.

Was würden wir denn heute ohne das Internet und vor allem ohne Social Networks wie Facebook, Studivz oder Twitter machen, wo wir, wie teilweise auch ich, jedem unser Leid, unsere neuesten Errungenschaften oder unsere Schicksale mit Hilfe einer Glücksnuss mitteilen können.

Kein Erlebnis oder Ereignis, das nicht geshared oder geposted wird. Man denkt ohne all das könnte man überhaupt nicht mehr leben – ich nehme mich da nicht aus, obwohl ich ja auch noch eine Zeit ohne Handy und Internet erlebt habe – was zwar schon ein paar Jahre her ist, aber ich erinnere mich noch, dass alles trotzdem wunderbar funktioniert hat – man hat Leute im Sportverein oder in der Schule kennen gelernt, vielleicht Telefonnummern ausgetauscht und sich dann einfach verabredet.

Heute völlig undenkbar, da muss erst per Chat noch zigmal hin und her geschrieben werden, ob man sich nicht vielleicht doch irgendwo anders treffen kann oder zu einer anderen Uhrzeit oder ob es möglich wäre, vielleicht auch noch eine andere Person mitzubringen, was man dann in seinen Texten noch mit vielen schönen bunten Smileys unterstreicht, um seine derzeitigen Emotionen zum Ausdruck zu bringen.

Ja, das Internet – es hat sehr viele Seiten, zum Teil Gute aber auch sehr viele Schlechte. Wir können in kürzester Zeit alles, was wir wissen möchten herausfinden oder wichtiges mit der ganzen Welt teilen. Viele Menschen sind sich der damit verbundenen Gefahren aber nicht bewusst – sie gehen zu fahrlässig mit ihren persönlichen Daten um, die schnell an Dritte gelangen und die diese dann für ihre Zwecke missbrauchen.

Wie mächtig Social Networks heute sind, hat sich im Januar in Ägypten gezeigt wo eine junge unzufriedene Generation mit Hilfe von sozialen Netzwerken Präsident Husni Mubarak stürzte. Die Demonstranten nutzten da unter anderem Facebook, um sich zu Protesten zu verabreden. In einem Land, wo die Gründung politischer Vereinigungen nicht gerade erwünscht war, hatte der Geheimdienst seine Ohren überall. Facebook lässt sich aber nicht abhören – diesen Vorteil nutzten die Demonstranten für sich.

Ein Problem für die Jugendlichen war auch, das es keine gut organisierten politischen Gruppierungen gab, die eine solche Bewegung anführen könnte – außer den Muslimbrüdern vielleicht, auf die ich hier aber nicht näher eingehen will. Über Facebook ließ sich auch das kompensieren – Jeder konnte mit ein paar Klicks der Bewegung beitreten und sich informieren, wo die nächsten Demonstrationen stattfinden würden.

Als Reaktion darauf legte der arabische Diktator für einige Tage das gesamte Internet und Handy-Netz lahm. Plötzlich waren Millionen Menschen von der Außenwelt abgeschottet.

Nebenbei: Das Internet war nur ein paar Tage abgestellt – der wirtschaftliche Schaden, der dadurch entstand, wird auf 90 Millionen Dollar geschätzt.

Einer der prägendsten „Blogger“ oder Internetaktivisten in Ägypten war Wael Ghonim. Er hat der Protestbewegung erst ein Gesicht gegeben, mit dem sich nicht nur seine Generation identifizieren kann. Der 30-jährige Google- Mitarbeiter und Internet-Aktivist hatte im vergangenen Jahr die Facebook-Seite „Wir alle sind Khaled Said“ gegründet, die zu den Protesten am 25. Januar auf dem“ Platz der Befreiung“ in Kairo aufgerufen hatte.

Khaled Said war im vergangenen Jahr von Polizisten in Alexandria zu Tode geprügelt worden – ein wichtiger Auslöser für die ägyptischen Proteste. Natürlich wurde Wael Ghonim für diese Aktion vom Geheimdienst festgenommen. Nachdem er wieder frei gekommen war, dauerte es nur ein paar Stunden bis 170 000 Menschen der Facebook-Gruppe mit dem Namen: „Ich autorisiere Wael Ghonim, im Namen der jungen ägyptischen Revolutionäre zu sprechen“ beigetreten waren. Das zeigt doch sehr deutlich, welche Dynamiken das Internet entfalten kann.

Vielleicht noch ein paar Zahlen dazu: 2010 hatten rund 17 Millionen der rund 80 Millionen Ägypter Zugang zum Netz. Das entspricht einer sogenannte „Internet- Durchdringungsrate“ von 21,2 Prozent. In Tunesien, zum Vergleich lag die Rate bei 34 Prozent. Kein Wunder also, dass viele arabische Despoten deswegen nervös werden – sie haben erkannt, dass das Internet eine mächtige und unberechenbare Waffe ist, die ihre Gegner für sich zu nutzen wissen.

Die Demonstrationen und Umstürze in der arabischen Welt – in Tunesien, dem Jemen, aber auch Syrien – zeigen jedenfalls, dass Social Media-Instrumente wie Blogs, Facebook, Youtube und Twitter eine immer größere Bedeutung für die Mobilisierung von Menschenmassen erhalten.

Der Arabische Frühling hat gezeigt, das Facebook nicht nur ein nettes Freizeit-Tool zur Ablenkung und Unterhaltung ist sondern auch ein Werkzeug sein kann mit dem man Menschen mobilisieren und wirklich etwas verändern kann. Um ähnliche Bewegungen zu unterbinden, bleibt den Despoten in Zukunft nur noch die Möglichkeit, sämtliche Social-Media Dienste zu sperren, oder eben den Stecker zu ziehen.

Ich habe aber auch gemerkt wie wichtig das Internet heute innerhalb der Verbindung ist, da e-Mail-Funktionen oder Facebook für uns hier einen hohen Stellenwert im alltäglichen Leben eingenommen haben und vieles vereinfachen können. Einladungen müssen dank des Internets nicht mehr zwangsläufig per Post verschickt werden, möchte man Ausflüge planen oder über etwas abstimmen, geht das über einen Mausklick per Doodle. Möchte man aber auch Kontakt mit einem Verbindungsmitglied aufnehmen, sei es nun intern oder extern, und man hat gegebenenfalls dessen Telefonnummer nicht, so besteht immer noch die Möglichkeit die Person über Facebook zu erreichen, da dort mittlerweile fast jeder von uns anzutreffen ist.

Ob nun Ägypten oder Deutschland – ein verantwortungsbewusster Umgang mit dem Internet und die Wichtigkeit der Social Media-Instrumente sind heute von großer Bedeutung.

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